Donnerstag, Mai 07, 2009

Von Marx über Engels zu Marx

Universität Konstanz
Sommersemester 2009
Geisteswissenschaftliche Sektion
Fachbereich Philosphie
HS: Von Marx zu Marx
PD Dr. Mike Roth
Protokollantin: Pembe Güccuk
Protokoll vom 4. Mai 2009 /

Zuerst eine kurze Wiederholung der letzten Sitzung und somit eine Hinführung zur 3. Sitzung. In der letzten Sitzung ging es hauptsächlich um den 1. Abschnitt Ware und Geld und um das erste Kapitel Ware. Uns beschäftigte der erste Satz des 1. Kapitels. Um Marx besser zu verstehen ist das Buch von Ingo Elbe 'Marx im Westen' empfehlenswert, da dieses Buch die Bewegung der Emanzipation der Marx-Leser in der BRD von schon früh einsetzender „Dogmatisierung“ sehr gut aufzeigt. (Semesterapparat)

Der Engelsismus ist eine historische Fehldeutung des KAPITAL, die behauptet, die systematisch („logische“) Entwicklung in diesem Buch sei die Abkürzung der historische Entwicklung. (Und wer das nicht kapiert, könne halt nicht dialektisch denken.`)
Die Frühsozialisten besser gesagt die vormarxistischen Sozialisten gelten als die unwissenschaftlichen Sozialisten. Erst mit Engels und Marx beginne das Zeitalter des „wissenschaftlichen Sozialismus“.
Engels haben die Herausgabe der Bände II und III zu verdanken. Ohne Engels hätten wir nur die 2. Auflage von Band I, von Einigen als reprint Köln 2009 im Seminar verwendet
Marx hat eine Endredaktion am Ende seiner 3 Bände (und weiterer geplanter Teile) machen wollen, es blieb sein systematisches Werk aber Fragment und dies ist schlimm für eine systematische Theorie, denn ''ein Anfang muss sich als ein Anfang erweisen, der bis zum Ende trägt''. Siehe Rosdolsky und Rubin.
Das Buch von Marx wurde als das Buch der Arbeiterbewegung verstanden. Man glaubte, die Theorie und die Arbeiter seien auf einer Seite. Es folgten bald eine französische und eine russische Ausgabe.
Marx Gedanken bekamen - überraschend - weltpolitische Bedeutung durch die große nationale und revolutionäre Bewegung in Russland zur Zeit Lenins. Diese geriet in Isolation. Die deutschen Arbeiter- & Soldatenräte waren kurzlebig. Doch die russische „Rote Armee“ gewann den Bürgerkrieg gegen die „Weißen“. Russland stand seitdem unter dem Einfluss des ML (MarxismusLeninismus) – aus heutiger Sicht: Engelsismus.
In den 60' er Jahren herrschte in Westdeutschland viel Antikommunismus. Man kritisierte die stalinistische Verbiegung des Marxismus. Es dauerte lange bis man überhaupt die Engelssche Verbiegung des Marxismus aufdeckte. Erwähnt sei: Kittsteiner (1977).
Es kam zur Wiedergeburt des westlichen Marxismus, unabhängig von der Marxismus -Leninismusdeutung.


Kittsteiner meint, dass der Grund für die unterschiedliche Meinung von Engels und Marx bezüglich Hegels Philosophie liege. Marx meinte, ''Man müsse den Hegel von Kopf auf die Füße stellen''. Hegels Einfluss lasse sich vorallem in der 1. Auflage KAPITAL in der Behandlung der Wertform bemerken, wo eine „metatheoretische Spur“ zu sehen ist. GEIST ist laut Hegel die gesellschaftliche Substanz der Geschichte. Marx/Engel fügen dazu an, dass der Mensch unter allen gesellschftlichen Bedingungen arbeiten müsse.
Man sollte klarstellen, dass im Marxismus die Bemerkungen zur epochenübergreifenden geschichtlichen Entwicklung (Histomat) teilweise in Widerspruch geraten mit der bedeutsamen Analyse der Wertformen in der Epoche Kapitalismus.
Das Thema der heutigen Sitzung ist die kapitalistische Gesellschaft, Kapitel 2 und 3 des 1. Abschnittes. Auf S. 59 wird die einfache Durchschnittsarbeit mit der Wertsubstanz gleichgesetzt. Dies scheint eine physiologische Interpretation und hat aber einen kulturellen Hintergrund.
Es gibt Proportionen zwischen den verschiedenen Arbeitsarten, die traditionsabhängig sind, wie der Vergleich der einfachen Arbeit vs. der gut ausgebildeten Arbeit.

Auf S. 61 unten , auf der die Produktivkraft thematisiert wird, ist die Fußnote 16 wichtig, in der die Ware als ein Gebrauchswert gesehen wird.
Auf S. 62 des Bandes 23 wird die Wertform mit der Geldform gleichgesetzt und entspricht somit dem Preis. Das ist ein Aufgreifen aus dem Altagsbewusstsein. Der Nachweis der Genesis der Wertform ist nicht historisch, sondern systematisch gemeint. Man unterscheidet verschiedene Formen des Wertes, wie die einfache Wertform, die relative Wertform und die Äquivalentform. Das Problem bei der Unterscheidung der einfachen Wertform von der relativen Wertform ist, dass der Ausdruck „Wertform“ einerseits als gleichbedeutend mit „Wertausdruck“ verwendet wird und andererseits mit Bezug auf die „zwei Pole“ dieses Ausdrucks.
Auf S. 75 wird die Wertform mit dem Wertausdruck gleichgesetzt. Der Springpunkt dabei ist die Wichtigkeit des Wertausdrucks.

Auf S. 77 geht es um die totale oder entfaltete Wertform usw. . Die besondere Äquivalentform ist eine Erscheinungsform der menschlichen Arbeit. Die allgemeine Wertform ist die Summe aller Werte, die in relativer Wertform vorkommen. Auf S.79 wird der veränderte Charakter der Wertform aufgezeigt als „Einfachheit der Wertform“.
Auf S. 80 geht es um die Vorformulierung des Unterschieds zwischen Ware und Geld.
Auf S. 83 sieht man einen Übergang von der allgemeinen Wertform zur Geldform.
Ein Fehldeutungshinweis ( Engels ) ist S. 90 zu sehen.
Alle Seitenangaben: MEW 23

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