Donnerstag, Mai 28, 2009

25. Mai 2009

Protokoll (red.) zur fünften Sitzung am 25. Mai 2009
Universität Konstanz
Fachbereich Philosophie
HS Von Marx zu Marx

Protokollantinnen: Huan Duan und Jiangtao Wang

Die Sitzung begann mit der kurzen Vorstellung zweier Werke des Autors Wolfgang Fritz Haug, welcher als einer der wichtigsten Autoren in den 70er Jahren für den Einstieg in das KAPITAL in Westdeutschland / Berlin gilt. Diese Werke sind „Vorlesungen zur Einführung ins Kapital“ (1974, 1976,...) sowie der „High-Tech-Kapitalismus“ (2003), welche zusammen eine gute Einführung in Marx‘ Werk „Das Kapital“ sowie einen Einblick in neuere Entwicklungen geben. Siehe aber auch ELBE (2008)

Es folgte eine kurze Repetition der letzten Sitzungen, in welchen es um Abschnitt 1 und 2 des KAPITALs ging. Dabei fielen die Begriffe des Warenaustauschverhätnisses und der Bestimmung des Geldes und wurde kurz auch auf den Exkurs über die Frauentätigkeit im KAPITAL hingewiesen.

Im Anschluss daran folgte ein Bericht über die Lehrerfahrung 1976 in Sydney, als durch eine Diskussion mit Anhängern der damaligen „marxistisch-feministischen Bewegung“ und "re-reading" die Einsicht reifte, dass die Ware Arbeitsplatz nicht einfach als Ware wie jede andere, sondern als Ware höherer Ordnung angesehen werden müsse. Deren Wert löst sich allerdings auf in den Wert von Waren erster Ordnung.

Nun wurde mit der Beschäftigung mit dem dritten Abschnitt des ersten Bandes des KAPITALs begonnen. Das große Thema ist hierbei die Produktion des Mehrwerts, in dessen Zentrum wiederum der Verwertungsprozess steht. Es geht darum, dass der Kapitalist auf dem Markt die neue Ware der „Arbeitskraft“ vorfindet. Der Lohnarbeiter und der Kapitalist werden hier als „Charaktermasken“ dargestellt, wozu auch Kategorien unter anderem der Warenproduktion, Analyse und kapitalistische Warenproduktion weiterentwickelt. Die Bestimmung des Kapitalverhältnisses wurde dabei zum Zweck der Waren- und Mehrwertproduktion auf Seiten des Kapitalisten und zum Zweck des Überlebens (Reproduktion durch Industriewaren) auf Seiten des Arbeiters definiert.

Nach dieser Einführung folgte eine textgenaue Beschäftigung mit einer Quelle des Werts. Diese beschrieb, wie letztendlich der Mehrwert, der nach Abzug aller Kosten als Kapital (der Kapitalanteil des Warenwerts) übrig bleibt, zustande kommt.

Es folgt der Übergang zu MEW 23/221. Hier wird beschrieben, wie durch die „Seelenwanderung“ aus einem Produktionsmittel neue Produkte entstehen und wie der Kapitalist dadurch zu immer mehr Kapital gelangt, während der Arbeiter Arbeiter bleibt.

Weiter im Text ging es um die zunächst scheinbar nicht berücksichtigten „objektiven“ Produktionsfaktoren, welche beim Produktionsprozess aber eine wichtige Rolle spielen. Dies sollte aber im Verlauf der Analyse noch nachgeholt werden. Auch der Begriff der Arbeit ist noch vorläufig definiert und wird zunächst lediglich als Lohnarbeit beschrieben. Ebenfalls angerissen wurde der Begriff der lebendigen Arbeit, welche mit ihren gegenständlichen Bedingungen später noch eine größere Rolle spielen wird.

In einer weiteren Textstelle MEW 23/228 folgt eine detailliertere Erklärung, auch anhand einer Formel für das Zustandekommen der Wertveränderung.

Im §2 erfuhren wir etwas über den eigentlich kapitalistischen Produktionsprozess, welcher dort als Erzeugung eines Kapitalanteils am produzierten Wert beschrieben wurde. Desweiteren ging es dabei um das Verhältnis von Kapitalanteil und Lohnanteil am Produkt als Maß der Ausbeutung der Arbeiter..

Im Anschluss wurde die Berechnung des Mehrwerts, auf den es der Kapitalist abgesehen hat unter Berücksichtigung verschiedener Variablen (wie zum Bespiel Produktivität und absolute Länge des Arbeitstages) noch einmal an der Tafel deutlich gemacht.

Es folgte eine genauere Betrachtung der kapitalistischen Ansicht des Arbeitskraft und des Arbeitstages bzw. der Arbeitszeit des Arbeiters auch unter Berücksichtigung der englischen Industriegeschichte. Dabei wird wieder ein großer Konflikt zwischen Kapitalist und Arbeiter, d.h. die Bestrebung des Kapitalisten nach Gewinnmaximierung durch gesteigerte Ausbeutung des Arbeiters deutlich. Dabei wurde auch auf Parallelen zum aktuellen Beispiel der Wirtschaftskrise eingegangen.

Ein wichtiges Zitat von MEW 23/281 ist: „Das Kapital scheint daher durch sein eigenes Interesse auf einen Normalarbeitstag hinzuweisen.“ Es folgt ein historisches Beispiel: der Sklavenhalter glaubte, dass die wirksamste Ökonomie darin besteht, die größtmögliche Masse Leistung in möglichst kurzer Zeit dem Sklaven auszupressen, deswegen starben alljährlich große Menge von Sklaven wegen Überarbeitung und Mangel an Schlaf und Erholung. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland war damals jedoch auch so. Heute ist vieles anders. Die Regierung hat seitdem einen großen Fortschritt gemacht: gesetzlicher 8 Stunden-Arbeitstag und gewerkschaftliche Tarifverträge zur Arbeitszeit.

Auf der Seite 287 von MEW 23 wird analysiert, dass solche kritischen Situationen der Arbeiter nicht vom einzelnen Kapitalisten abhängen, denn die freie Konkurrenz gilt hier als Zwangsgesetz. Fazit: Es soll ein politisches Gesetz erlassen werden, sonst können wir uns nicht vor überlangem Arbeitstag schützen.

Danach wird eine Reihe von Gesetzen bzw. Akten in Europa und USA geschildert, um zu erklären, was „die Festsetzung eines normalen Arbeitstages das Resultat eines vielhundertjährigen Kampfes zwischen Kapitalist und Arbeiter“ ist (MEW 23/287). Dieser Kampf zeigt aber zwei entgegengesetzte Richtungen, der Kapitalist versucht zuerst, den Arbeitstag bis zu Höchstgrenzen zu verlängern, wobei der Arbeiter das Gegenteil als Ziel betrachtet. Deswegen sind die Bestimmungen über den Arbeitstag und die Arbeitszeit das Ergebnis langwieriger Klassenkämpfe.

Auf MEW 23/315 wird betont, dass auch wenn die Umgestaltung der Produktionsweise existiert, sich der Inhalt und der Zweck der kapitalistischen Produktion, die Produktion von Mehrwert oder die Auspressung von Mehrarbeit, nie verändert.

Im neunten Kapitel handelt es sich um die Rate und Masse des Mehrwerts, Marx analysiert mit Zahlen und Beispielen, dass „sich die von verschiedenen Kapitalien produzierten Massen von Wert und Mehrwert bei gegebenem Wert und gleich großem Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft direkt wie die Größen der variablen Bestandteile dieser Kapitale verhalten; d.h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandteile.“ Auf der Seite MEW 23/325 gibt es auch eine Erklärung mit dem Beispiel von Baumwollspinner und Bäcker.

Der vierte Abschnitt beschäftigt sich mit der Produktion des relativen Mehrwerts, Marx unterscheidet in diesem Abschnitt den absoluten Mehrwert von dem relativen Mehrwert, durch Verlängerung des Arbeitstags produzierten Mehrwert nennt er absoluten Mehrwert; „den Mehrwert dagegen, der aus Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit und entsprechender Veränderung im Größenverhältnis der beiden Bestandteile des Arbeitstags entspringt – relativen Mehrwert. (MEW 23/334)“. Das Verhältnis von Mehrwert zum variablen Kapital ist die Mehrwertrate. Der einzelne Kapitalist bemüht sich, die Produktionskraft der Arbeit zu steigern, um mehr Gewinn zu erlangen, er trägt dann auch bei zur Erhöhung der allgemeinen Mehrwertrate, obwohl unbeabsichtigt.

Im elften Kapitel wird die kapitalistische Kooperation analysiert, Kooperation ist die Grundform der kapitalistischen Produktionsweise, durch sie wird die zur Herstellung des Gesamtprodukts nötige Arbeitszeit verkürzt und damit hat der Mehrwert sich erhöht. Die Kooperation und Teilung der Arbeit innerhalb der Kooperation, sowie Maschinerie und große Industrie sind alle Merkmale der Kapitalistischen Gesellschaft.

Am Anfang des dreizehnten Kapitels gibt es ein Zitat von John Stuart Mill, er ist darüber skeptisch, ob die mechanischen Erfindungen die Tagesmühe der Menschen erleichtert haben. Und nach Karl Marx sollte die Frage so gestellt werden, ob diese Erfindungen die Tagesmühe der Arbeitnehmer erleichtert haben. Freilich ist es nicht so, da solches keineswegs der Zweck der kapitalistisch verwandten Maschinerie ist. Sie - die Maschinerie – ist nur Mittel zur Produktion von Mehrwert. So Karl Marx.

Danach wird das Verhältnis von Maschinerie, Menschenkraft und Arbeitsmittel thematisiert, Fazit: „Die Maschine, wovon die industrielle Revolution ausgeht, ersetzt den Arbeiter, der ein einzelnes Werkzeug handhabt, durch einen Mechanismus, der mit einer Masse derselben oder gleichartiger Werkzeuge auf einmal wirkt, und von einer einzigen Triebkraft, welches immer ihre Form, bewegt wird. (MEW 23/396)“.

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