Mittwoch, Dezember 13, 2006

Klass MARX neo-klass

Protokoll der Sitzung „Philosophie nach Marx“ vom 7.12.2006

Vorbemerkungen von Mike:
- Hinweis auf vorgenommene Korrekturen im letzten Protokoll, wo Uli Fehler entdeckt hatte.
- Seltsamerweise schreibt H. in seinen Formeln Raten (Profitrate, Mehrwertrate) stets ohne den hier üblichen Strich (p’, m’). p bzw. m ohne Strich ist eigentlich die Profitmasse bzw. Mehrwertmasse.

Robin referiert Henning Kap. 2.3 „Marx in der ökonomischen Theorie“

Kap. 2.3.1 Marx zwischen wirtschaftswissenschaftlichen Paradigmen

H. stellt die ökonomische Theorie der Neoklassik (Marshall, Keynes, Friedmann) als einen Bruch mit der Klassik (Smith, Ricardo) dar.

Marx selbst steht noch in der klassischen Tradition, wenngleich er über sie hinausgeht. Nach Marx hat somit ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Die neoklassische Ökonomielehre scheint H. eine Reaktion auf Marx gewesen zu sein.

Kommentare
- Mike: das Paradigma, in dem Marx selber steht, wird verlassen. Er verweist auf die Grafik von Henning S. 138 (Abb. 5: Marx in der ökonomischen Wirkungsgeschichte)
- Richard: Marxvermeidung. Bei Marx war das Paradigma umfassender, nach Marx spaltet es sich in verschiedene Fächer wie Politik, Ökonomie, Soziologie
- Uli: In FN 8 tut Henning
so, als wäre die negative Reaktion auf Marx Absicht. Aber Krätke und andere bestreiten, dass z.B. Walras Marx gelesen hat. Die zeitliche und räumliche Nähe, von der H. schreibt, beweist noch nichts. Teilweise sind Schriften der Neoklassik vor Erscheinen des Kapital geschrieben worden. Zu Marx haben sie nichts zu sagen. Mike verweist auf Hennings eigene Abschwächung seiner These auf S. 139.
- Stefan: Vielleicht lässt sich der Bruch mit dem vorausgehenden Paradigma und die Durchsetzung der „unpolitischen“ Neoklassik auch aus der Vermeidung der in der marxschen Theorie mitschwingenden revolutionären Handlungsanleitungen erklären. Die Zeit war nach der verlorenen Märzrevolution 1848 (s. Link1) und der Pariser Commune (1870) von Repression und Restauration gekennzeichnet.

Die Klassik steht für die Vorstellung von heterogenen Klassen, Verteilungskämpfen und eine objektive Wertlehre (in Bezug auf Arbeit, Boden, o.ä.). Die Neoklassik beschreibt dagegen die Ökonomie mit den bekannten Angebots- und Nachfragekurven, ist statisch und stellt eine Atomisierung der Gesellschaft in nutzenmaximierende Individuen dar. (Mike: unpolitische Mikroökonomie). Die bestehende Ordnung wird legitimiert. Psychologisierung durch das Abheben auf Entscheidung von Individuen (rational choice) statt auf das Wirken objektiver Kräfte. Es gibt keine Klassen sondern nur eine grosse Gruppe von Individuen, keine Krisen, Preise sind unhinterfragt und werden passiv hingenommen.

Kommentare:
- Uli verweist auf Ortlieb (Mathematiker, EXIT!-Autor) und dessen Nachweis, dass die Thesen der Neoklassik empirisch nicht zutreffen und die mathematischen Modelle nicht mal den Kapitalismus erklären. Die Keynesianerin Joan Robinson hat gezeigt, dass dieses Modell nur für ein Gefangenenlager (inkl. Schwarzmarkt) zutreffen würde.
- Mike: es handelt sich um eine reine Zirkulationsutopie, die Produktion ist ausgeklammert
- Uli: Akkumulation findet danach kaum statt
- Robin: von Ortlieb gibt es ein Hörspiel (Link2)
Kap. 2.3.2 Marxwiderlegungen aus neoklassischer Sicht

In der Neoklassik wird von einer Grenznutzentheorie ausgegangen, in der der Preis von Angebot und Nachfrage abhängt. Die Untergrenze des Preises ist durch die Produktionskosten der AnbieterInnen, die Obergrenze durch das Nutzenkalkül der KonsumentInnen gegeben.

Uli: Die Grenznutzenkurve verflacht mit zunehmendem Konsum, wodurch eigentlich eine Umverteilung gefordert werden müsste, da der Grenznutzen bei Armen (wenig konsum) noch steil ansteigt.

Max wollte aber nicht in erster Linie den Preis bestimmen, sondern den Level, um welchen herum der Preis schwankt. Die Neoklassik kann Akkumulation, tendenziellen Fall der Profitrate und Krisen nicht erklären. Die Werte hinter den Preisen gelten ihr als Metaphysik.

Uli: Bei Marshall wird der Preis nicht erklärt sondern gesetzt, als eine Modellannahme.

Politische Implikationen der Neoklassik sind Vermeidung von Lohnforderungen und Wegdiskutieren von Krisen. Henning vermutet deswegen auch aussertheoretische Motivationen der Neoklassiker

Frage: Worin besteht der Unterschied zw. Neoklassik und Neoliberalismus? Mike: sie sind nicht synonym aber anschlussfähig (z.B. über Friedmann)

Marxwiderlegungen

Versuch 1: Marx hat bei gleichem Arbeitsaufwand teilweise unterschiedliche Preise, was laut H. leicht durch den Begriff der durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit erklärt werden kann.

Versuch 2: Transformationsproblem von Werten in Preise (Böhm-Bawerk). In Bd. 1 des Kapital sei der Wert gleich dem Preis aber in Bd. 3 kämen noch andere Faktoren hinzu. H. erklärt, dass das Ziel der Wertlehre keine genaue Bestimmung der Preise sei, sondern nur ein durch die Ökonomie führender „roter Faden“ aufgezeigt werden soll. Ausserdem sei das Kapital anders aufgebaut (MS für Bd. 3 wurden vor Bd. 1 geschrieben)

Stefan hebt die auf S. 146 von H. etwas versteckt angesprochene Methode der politischen Ökonomie (vgl. Einleitung zu „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“) nochmal hervor, die eigentlich einen zentralen Stellenwert hat. Nicht nur das Aufsteigen von den abstrakten hin zu den konkreten Begriffen sei die analytische Bewegung, sondern auch die dem vorausgehende Dekonstruktion der herrschenden Begriffe gehört dazu. Mike: Anknüpfen an den Systemgedanken der Deutschen Philosophie. Die begrifflichen Bemühungen sind einfach notwendig. Weiter kritisiert Stefan FN 51, in der H. meint, dass sich Kap. 1 „Die Ware“ in Bd.1 des Kapital überschlagen liesse, ohne „dem Buch einen Abbruch zu tun“. Dieses Kapitel ist zentral und enthält die Wertformanalyse. „Das Kapital“ ist didaktisch aufgebaut und die Begriffe werden in ihrer logischen Abfolge entwickelt, vom Allgemeineren zum Konkreten. Mike verstärkt dies noch und hält dieses Kapitel ebenfalls für unabdingbar. Henning selbst kommt auf S. 186? darauf zurück. Die Art wie die Wertform hier abgehandelt wird ist bedauerlich. So hopp-hopp geht es nicht.

Mike: In FN 45 reagiert H. zur Widerlegung des behaupteten Transformationsproblems mit dem Hinweis, dass Manuskripte zum dritten Band vom „Kapital“ vor dem ersten verfasst
(Beispiel: "jetzt (18) 64") worden seien. Exkurs zur Werkgeschichte und den Datierungsproblemen. Bd. 1 konnte Marx noch selbst zu Lebzeiten herausgeben, bei Bd. 3 hat Engels das nehmen müssen, was er vorgefunden hatte und hat das editiert.
Uli: Kritik an H.s Auseinandersetung mit Böhm-Bawerk (und dessen Einwand in Bezug auf das Transformationsproblem) . So leicht kann das nicht vom Tisch gewischt werden (Verweis auf Steinwerk und dessen Analyse der Begriffsgeschichte von „abstrakter Arbeit“) Uli bietet an, das in einer der nächsten Sitzungen nachzuzeichnen.

Stefan findet Begriffsentwicklungen innerhalb des marxschen Werks ebenfalls spannend (besonders auch die Entwicklung des Arbeitsbegriffs, die von einem einseitigen Begriff von Arbeit als Ausbeutung im Frühwerk hin zu einer Aufhebung der Vorstellung von Ausbeutung / Nichtausbeutung bei der Arbeit im „Kapital“ geht, wo der Begriff von Arbeit zwischen abstrakter und konkreter Arbeit unterscheidet. Uli sah das etwas anders.) Es schliesst sich eine kurze Diskussion der Begriffe Arbeit, abstrakte und konkrete Arbeit an, die analog zu den Begriffen Wert, Tauschwert und Gebrauchswert verstanden werden können.

Zitat H.: „Die akademische Marxkritik [u.a. Böhm-Bawerk, Stefan] missversteht diesen Gesetzescharakter.“ S. 151 (Gemeint ist das laut H. stets geltende Wertgesetz) Daran anknüpfend die Frage von Uli, ob das plausibel sei? Hinterfragen auch des Satzes „Die in Band 1 abstrakt vorgestellten Gesetze gelten im Massstab der ‚Totalität’.“ Was solle das heissen? (Bezieht sich wohl auf das vorausgegangene Marxzitat aus Bd. 3 „die Totalität aller Produktionszweige“ wo die Summe der Preise gleich der Summe der Waren) Uli: So leicht kann man Böhm-Bawerk nicht mit den Neoklassikern in einen Topf rühren.

Kap. 2.3.3 Übernahme der Neoklassik durch Marxisten

Marxisten hätten in der Folge auch Grundannahmen der Neoklassik übernommen. Die Neoklassik ist das ab 1870 durchgesetzte Paradigma, Werttheorie erscheint als unnötiger Umweg zur Preistheorie. Bereits die Fragestellungen sorgen dafür, dass die Werttheorie unter den Tisch fällt. Aber die Arbeitswertlehre sei zentral, ohne diese geht es nicht. Besonders schwerwiegend sei, wenn der tendenzielle Fall der Profitrate aufgegeben würde (Stefan: Dazu passt dann, dass andere Krisentheorien wie die des „profit squeeze“ von H. verworfen werden (S. 84f). Heinrich (1999) meint dagegen, dass dieses Theorem nicht unverzichtbar sei.)

Robin vertieft zu Grossmann, den H. in FN 77 anspricht (Quelle: Robert Kurz in Exit Nr. 2) Grossmann unterteilt den Mehrwert in Kapitalistenkonsum und Akkumulation und letzteres wieder in fixes (c) und und variables Kapital (v). Das c wächst rascher, was laut Grossmann kurioserweise darin endet, dass Kapitalisten irgendwann nicht mehr konsumieren könnten. (vgl. Link3)

Nächste Sitzung ist am 11.1.2007 mit Uli zum Transformationsproblem und dem Rest von Robins Referat.

Links:
1. http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4rzrevolution
2. http://de.wikipedia.org/wiki/Henryk_Grossmann
3. Audio-Vortrag von C.P.Ortlieb zum Thema „Gesellschafts- & Erkenntnisform:
http://exit-online.org/textanz1.php?tabelle=autoren&index=1&posnr=233&backtext1=text1.php
4. Robin: Neuerer Text der Exit!-Gruppe zum Thema
Transformationsproblem & Okishio-Theorem:
http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&index=1&posnr=222

Protokoll: Stefan

Dienstag, November 28, 2006

Was ist Bernsteins Revisionismus ? Was ist der Geltungsbereich der MARXschen Kapitalanalyse?

Wintersemester 2006/007> > Kurstext: Christoph Henning 2005 Bielefeld transcript Verlag:> > Philosophie nach MARX
> > > > Ort: E 405 Zeit: 18.15>

Martina Metz:
> Protok23Nov ember 2006> > Kapitel: 2.1.2 Der Revisionismus> > es hält Richard Wagner das Referat zum Thema> > Der Revisionismus wird von Eduard Bernstein begründet. Es wird an> dieser> Stelle noch einmal Bezug genommen auf die vergangene Sitzung zum> Thema> Erfurter Programm. Mike bemerkt, dass die Marxsche Theorie im> Erfurter> Programm verkürzt ist. > > Das Abrücken vom Erfurter Programm geht mit der Absetzung der> Marxschen> Theorie einher und führt zum Revisionismus. Absicht: die neue> Erscheinungsform des Kapitalismus (besser) darstellen. > Den Hintergrund bildet die Veränderung der Produktionsbedingungen> und> der Technik in den 1870 er Jahren. Spät auf hohem Niveau einsteigen:> > dt. Gesellschaft als Motor in kapitalistischen Entwicklungen ...> nach> gewonnenem Krieg.> > Ausgehend von der bestehenden Praxis will Bernstein eine neue> Theorie> schreiben, die sich auf der Theorie von Marx gründet. > Nach Henning greift Bernstein auf Begriffe zurück, anhand derer er> seine> Beobachtungen erklärt: > > 1. Kredite (S. 42)> Nach Marx werden die Krisen durch die Kredite gewaltsamer, d.h. die> Stärkeren werden mächtiger, die Schwächeren können nicht mithalten. > Bezug zur Anmerkung 28 auf Seite 42. Marx schreibt dem Kredit einen> doppelseitigen Charakter zu.> Die negative Seite bezüglich des Kredites ergibt sich aus einem> indirekten Verhältnis zum Kapital: wenn das Kapital nicht eigen ist,> wird derjenige, der über das Geld verfügt risikofreudiger. > Hier ergibt sich die Frage im Plenum, was mit dem Satz in der> Fußnote> 28> gemeint ist: „Um es für alle zu nutzen,…. .“ > Mike überträgt die Bedeutung des „es“ auf „sie“, die> gesellschaftlichen> Kräfte der Produktion. Um die gesellschaftlichen Kräfte der> Produktion> für alle zu nutzen, wäre eine politische Umwälzung notwendig.> Solange> diese nicht stattfindet, besteht die Trennung von Geldbesitzer und> Unternehmer und somit auch der verantwortungslose Umgang mit dem> Kapital (= negativ).> > Henning verweist auf Rosa Luxemburg, die die Rolle der Kredite> destruktiv auffasst. (vgl. Fußnote 29)> > 2. Aktiengesellschaften (s. 44/45)> Bernstein sieht die Rolle der Aktiengesellschaften als positiv an:> durch> sie kann das Vermögen gestreut werden.> > 3. Kartelle (S. 46/47)> Kartelle und Aktiengesellschaften sind für Marx ein "Vorschein der> Vergesellschaftung" – die Vergesellschaftung erfolgt tatsächlich,> aber> in kapitalistischer Form.> > Nach Marx betont beide Seiten.> > Frage im Plenum: ist es so positiv zu sehen? > Was bedeutet Vorschein? – Kartelle und Aktiengesellschaften als> Schritt> der „alten Gesellschaft“ zur Vergesellschaftung. Bernstein macht aus> der realen politischen Veränderung eine theoretische. Er schließt> den> Klassenantagonismus aus. Die Probleme werden von ihm abstrahiert und> Theorie und Praxis vermischt. > > Plenum: > Der Begriff der Gesellschaft wird geboren durch die kapitalistische> Epoche. Zuvor war es schwierig diesen Begriff zu entwickeln. > Das Zentrale am Kapitalbegriff ist: die Produktion um der> Produktionswillen, was zum Sozialismus führt. > Die Entstehung von Aktiengesellschaften ist als positiv zu sehen,> wenn> z.B. an den Bau der Eisenbahn gedacht wird, wozu Geld gesammelt wird.> > Es ergibt sich aber die Frage, ob der gesellschaftliche> Zusammenschluss> auch ohne Kapitalismus möglich ist. > > Ergebnis insgesamt: Die Kritik an der Privatisierung wird von> Bernstein> fallen gelassen. (Marx kritisierte die privatkapitalistische> Aneignungsweise, die die Vergesellschaftung der Produktionsmittel> verhindert. (S. 46))> B. hat das analytische Werk von Marx preisgegeben, womit er die> Aussagen> von Marx ganz verabschiedet. > Die Sozialdemokraten wollten „das Kapital“ so lesen, das sich> Handlungsmöglichkeiten daraus ergaben. > Wichtige Fragen in der Kaiserzeit waren: Wie sollte sich die> Arbeiterpartei gegenüber den Kleinunternehmern und Bauern stellen,> wie> gegenüber den Kartellen, dem Staat, dem Kolonialismus? (S.47)> Die Sozialdemokraten sprachen sich nun für den Kolonialismus aus,> versprachen sich von den Kartellen und Schutzzöllen positive> Wirkungen> und standen dem monarchistischen Staat immer positiver gegenüber> Der Revisionismus übernahm prokapitalistische Standpunkte. > Wichtige Einflüsse auch durch ethische und politische - nicht mehr> nur> ökonomische – Standpunkte. Im Zusammenhang mit dem daraus> entstehenden> nationalen Sozialismus muss auf die Tendenz zu> nationalsozialistischen> Gedanken hingewiesen werden. > > Kapitel 2.1.6 Systematische Kernpunkte II: Die Profitrate. > > Zum Reproduktionsschema: Marx kann als klassischer Autor gesehen> werden,> denn er sieht beide Seiten bezüglich der Rolle der Kredite. > (Rosa Luxemburg dagegen sieht nur die Akkumulation des Kapitals.)> Es stellt sich die Frage: bricht der Kapitalismus selbstständig> zusammen? > Luxemburg meint ja, Henning ist nicht der Meinung, wenn von einer> Akkumulation eines ewigen Kapitalismus die Rede ist. > Dies führt zu einer Debatte um ein „schönes Leben“ mit oder ohne> Kapitalismus. > > S. 79 die Profitrate> > p= m durch c+v siehe MEW25, p. 59:
p´= M (ehrwert) geteilt durch C (konstantes + variables) Kapital

> > > Geld wird als (produktives) Kapital eingesetzt: es wird angelegt inArbeitskraft und Maschinen und diese werden im Produktionsprozessvereinigt. > Ausschlaggebend für die Produktivität ist die verwandte Maschinerie (Fixes Kapital, Teil von c) ; wächst aber C mehr als M , sinkt die Profitrate. > Es kommt zu einer gegenläufigen Bewegung von Profitrate und Profitmasse,> wenn die Profitrate fällt und mit niedrigerer Rate sehr viel produziert wird. > > Wird Zähler und Nenner durch v geteilt, so erhält man: p´ = m/v durch (c/v) +1, wobei: m/v= Mehrwertrate und c/v= Wertzusammensetzung (organische Zusammensetzung des Kapitals. Nur wenn der Zähler schneller steigt, dann steigt die Profitrate. > >
Woher kommt der Mehrwert? Es muss hier eine Abwendung der> NeoÖkonomie> von der klassischen Grundlage ("moral philosophy") bedacht werden.> Keine Beziehung zu der menschlichen Tätigkeit ist nun neo von Bedeutung, sondern lediglich die Betrachtung von Geld, und Mehrgeld. Nationaler Reichtum.?
Die Marxsche Theorie kann als globale Theorie angesehen werden. > Angenommen, es gäbe keine Menschenarbeit mehr, gäbe es dann auch> keinen> Kapitalismus mehr?> > Hat das zur Folge, dass der Kapitalismus verschwindet?> Ein Hinweis von Mike auf Australien, vor 200 Jahren, als es vom UK kolonisiert / besiedelt worden ist. Zunächst war der australische Boden kein Privateigentum (weißer Grundherren), sondern (ignorierter) Clanbesitz der Schwarzen. Ein> "modernes" Grundeigentum kapitalistischer Art wurde notwendig, um die Lohnarbeiter als Lohnarbeiter zu behalten.> > > > Zum Schluss der Sitzung ergab sich eine Frage zur Position Hennings: es kann nicht zwangsläufig von Fehlinterpretation der Autoren> gesprochen> werden, sondern vielleicht besser von politischer Rezeption.

Sonntag, November 19, 2006

Alltagsreligion? / Fehlrezeptionen in früher SPD

Protokoll 16.11.06

Diskussion über letzte Woche: Religionskritik (Kap. 2.6.4: Systematische Kernpunkte VIII: Marx' Religionskritik)

Leitlinie: Marx als atheistischer Religionskritiker oder "post-(a)theistischer" Kritiker religiöser Formen in der Gesellschaft? Welche Rolle spielt Religion für Marx?

Stefan: Henning scheint Marx' Religionskritik vom Tisch zu wischen. Verweis auf Artikel im HKWM zu Atheismus (den Stefan nach der Sitzung rumgeschickt hat); Marx als Atheist & Religionskritiker.
Mike: H.s Position ist aber insofern interessant, als er sich v.a. mit Frühwerk & Marx' Auseinandersetzung mit den Junghegelianern beschäftigt. Durch diese Auseinandersetzung sei Marx zu seiner eigenen Position gekommen, die "post-atheistische" (Richard schlägt "post-theistisch" vor, da der Glaube an Gott keine Diskussionsgrundlage für Marx mehr ist, wohingegen der Atheismus sozusagen auch als "Glaubensform" auftritt) ist, da er das religiösen Formen entsprechende Auseinanderfallen zwischen Wesen und Erscheinung analysiert
Marx will an die "Alltagsreligion" des Kapitalismus rühren; andere (Junghegelianer) kritisieren den Himmel, Marx kritisiert die Erde.
Religion an sich ist ähnlich wie der Staat dem kapitalistischen System angehängt; d.h. wenn der Kapitalismus überwunden ist, erledigen sich Staat & Religion von allein.
Uli: Religion ist "Privatsache im doppelten Sinne", da getrennt vom Staat, aber auch für die Analyse des Kapitalismus unerheblich.
Stefan: Marx' Hinausgehen über die Junghegelianer ist aber nur denkbar, wenn dem eine Religionskritik vorausgeht. Verweis auf den Fetischbegriff.
Mike: Begriff des "Fetisch" stammt aber nicht aus dem Christentum, sondern bezeichnet in Südseereligionen ein Ding, das eine gesellschaftliche Beziehung repräsentiert.Religionskritik ist an den Staat & an Gottesgnadentum geknüpft, aber: Vielstimmigkeit des Christentums (z.B. Jesus & die Händler im Tempel) & Anknüpfungspunkte für Sozialisten vor Marx. H.s Position ist insofern interessant, als er betont, dass Marx die Alltagsreligion im Kapitalismus kritisiert. Die Frage, ob Marx Atheist ist, ist daher unerheblich.
Uli: Themen im "Kapital": Verschleierung, Auseinanderfallen von Wesen & Erscheinung (--> Henning)Marx hätte aber auch "Bauchschmerzen" mit Gottglauben, weil damit falsche Vorstellungen vom Alltagsleben verbunden sind.

Einigkeit über Hennings These, dass Marx im Kapital die "Alltagsreligion" kritisiert und "klassische" Religionskritik nicht mehr nötig hat.
(Stefan: Aber man muss betonen, dass sich Marx der Religionskritik der Junghegelianer anschließt.)"Alltagsreligion" schlechter Begriff, da Marx ihn nicht benutzt hätte; Vorschlag: "Alltagsbewußtsein"
Uneinigkeit: hat Marx Religionskritik noch nötig oder ist Religion für Marx Privatsache & kann vielleicht sogar für "progressive Sachen" im Sinne der Sozialisten genutzt werden?

Mike: H. betont, Marx würde nicht mehr auf Religion zurückgreifen wie Sozialisten vor ihm, es ist aber unerheblich, ob Marx an Gott geglaubt hat oder nicht, da seine Idee der Kapitalismuskritik nur durch die Kritik der politischen Ökonomie erreicht werden kann. Daher ist die Annahme eines "platten" Atheismus, der nicht "post-theistisch" ist, schwierig.

Richard: Keine Hinweise bei Marx, dass er sich positiv zu irgendeiner religiösen Idee geäußert hat, Henning interpretiert da was rein.

Die Frage, ob Marx Atheist ist oder nicht, ist spekulativ, das Interessante bei Henning ist aber, dass er sagt: Marx trägt die Religionskritik über sie hinaus, indem er das Auseinanderfallen von Wesen & Erscheinung aufdeckt & kritisiert.

Uli: "'Religionskritik' bei Marx heißt demnach nicht primär Kritik der Religion, sondern Kritik des religiösen Auftretens höchst weltlicher Dinge." (Henning, S. 365)Hier trifft Henning sicher Marx' Absicht, aber sagt nicht, was er unter Religion meint. Problem: Wenn Henning Religion zur "Privatsache" erklärt, lässt er etwaige Folgen für die Bewußtseinsformung aus.


Kapitel 2.1: Sozialdemokratie

Richard referiert

Erfurter Programm 1891 (ein Jahr nach der Nichtverlängerung des Sozialistengesetzes)
- bestimmt durch Bernstein und Kautsky (laut Henning "Publizisten", keine Philosophen)
- "empirizistische Missdeutung"
- was Marx als Tendenzen analysiert hatte, wird im E.P. zur Gegenwartsdeutung (S. 33: "historische Aussage als Beschreibung der Gegenwart" gedeutet).

Bspe.:
- "Verschwinden der Mittelklassen": Marx' Äußerung über das Herabfallen der Mittelklassen ins Proletariat wird missdeutet als "Verschwinden der Mittelklassen"; Marx wollte aber nicht sagen, dass die Mittelklassen verschwinden, sondern erklären, woher das Proletariat kommt. (s. Henning, S. 33)
- Freisetzung der Arbeiter: bei Marx als Tendenz beschrieben (die auch, durch Lohnsenkung & damit Erhöhung der Profitchancen & daraus folgende mögliche neue Investitionen, zeitweise umgekehrt wirken kann), im Programm als "kontinuierliche Entwicklung 'wachsender Zunahme' ".
- "Zunahme der Unsicherheit der Existenz" des Proletariat & der Mittelschichten: nachträgliche Hinzufügung von Engels, der Verelendungstheorie abschwächen wollte; dennoch viel von dieser malthusianischen Verlendungstheorie, die Marx selbst später aufgegeben hatte, drin. (Verweis auf MEW 22, S. 231: Welcher Text ist das?)
Wichtig: Unterscheidung zwischen Marx und Marxismus:
Marx hatte sich mit Malthus immer wieder auseinandergesetzt & Verelendungstheorie schließlich abgelehnt. Die frühe Sozialdemokratie prägt aber den Marxismus, auf den sich Marxisten später immer wieder beziehen.
- Monopolbildung & These von der "Naturnotwendigkeit"

Andere Fehlrezeptionen (nach Henning)

- Orthodoxie (K. Kautsky)
Einsatz des Konzepts der "Dialektik", um an marxscher Theorie festhalten zu können

- Vergesellschaftungskonzept (R. Luxemburg, W.I. Lenin)
diesem (insbesondere Rosa) scheint Henning noch ein besseres Verständnis von Marx zuzugestehen (S. 37, Fn. 17: "Das traditionelle Marxverständnis war oft angemessener als destruktive Posen späterer Seminarmarxisten.")

Diskussion

Fehlrezeption: Wieso diese Fehlrezeption(en)? Ist Hennings Vorwurf an die Theoretiker der Sozialdemokratie zu stark? Sind die Verfälschungen "absichtlich" oder Folgen einer spezifischen historischen & politischen Situation?

Uli weist hin auf die "Gnade der späten Geburt": Im Nachhinein ist es leicht, den Rezipienten (in diesem Fall v.a. Bernstein & Kautsky) ihre Fehler nachzuweisen.
SPD sollte im historischen Setting gesehen werden: 3. Bd. "Kapital" war noch nicht erschienen (wo Marx von Krediten und Kartellen spricht). Wieso kommt Bernstein zu der (laut Henning) "revisionistischen" Position?
Krise des Kapitalismus wg. Depression 1870er. Ende 19. Jh. wurde zunächst als Ende dieser Depression gesehen, Bernstein musste erklären, wieso die Depressionszyklen nicht zur Krise des Kap. führen. Daher seine (von Henning als "einseitig" bezeichnete) Theorie vom Kredit & den Kartellen als Eindämmmungsmechanismen der Krise.
also:
1. Fehler: Prognose des Zusammenbruchs (Orthodoxie)
2. Fehler: Revisionismus: da Marx in seiner Analyse (bzw. die orthodoxe Interpretation) nicht falsch liegen kann, muss der Kapitalismus ein anderer geworden sein (durch Kredite & Kartelle)

Stefan: Verständnis- und Weiterentwicklungsversuche sind jedoch legitim, kapitalistisches System ändert sich schnell (Hinweis auf China, unter marxistischen Theoretikern sehr umstritten, ob chin. ein kommunistisches oder kapitalistisches System ist. Durchaus erfolgreiche Weiterentwicklungen & Korrekuren marxscher Theorie, z.B. Regulationstheorie

Uli: Dennoch festzuhalten, dass Henning hier die Fehlrezeption korrekt wiedergibt.

Richard: Marx wollte (im "Kapital") analysieren, die Funktionsweise des Kap. verstehen & kritisieren, keine Tagespolitik betreiben. Daher vielleicht im politischen Tagesgeschäft diese Verkurzungen des Marxschen Krisenverständnisses auf Prognosen.

Dienstag, November 14, 2006

Über die junghegelianische Religionskritik zur Kritik der "christologischen" Form und die Kritik an alltagsreligiöser Unterwerfung

Religionskritik

Hintergrund bzw. Vita Marx

Marx wird durch den ausgeprägten familiären Umgang mit Schriften und Büchern und den aufgeklärten Jüdischen Vater geprägt. Seine Berufliche Zukunft wurde durch die Jüdische Abstammung der Familie vorbestimmt: er sollte Jurist werden.

Mike : Exkurs zu Jüdischen Berufen bzw Berufsverboten.

Zur Marx Lebzeiten war es Juden verboten bestimmte Berufe auszuüben, sie waren daher in ihrer Wahl stark eingeschränkt. Zu den verbotenen Berufen gehörten, das Beamtentum insbesondere das Kriegsbeamtentum, Jegliche Zünfte und das Verbot auf Grundeigentum. Erlaubt waren der Handel mit Geld und Akademische Berufe. Es gab daher logischerweise einen Überschuss an Jüdischen Akademikern.

Mike: Frage nach dem Hintergrund des Jüdischen Handels mit Geld. Den Christen war es (ursprünglich) durch ein Zinsverbot nicht erlaubt mit Geld zu handeln.

Das Motto von Marx Religionskritik (bei Henning) ist: „Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur“ (aus: MEW 1, 378)


Marx geht es um die moderne Gesellschaft; die Theologie engt den Blick (himmelwärts/postvital) ein. Die Kirche betrachtet Marx als Philosophischen Religionskritiker und versucht dagegen zu argumentieren. Manche vor-marxschen Sozialisten kokettierten beim Propagieren ihrer frohen Gerechtigkeitsbotschaft mit der Nähe etwa zur „Nächstenliebe“ in der Botschaft Jesu.


Für Henning ist Marx ein Post-Atheist. Hegel hatte einen starken Einfluss auf Marx und man kann einige Parallelen zwischen dem Kapital und Hegel ziehen. Hegels Philosophie gipfelt in Theologie. Er redet viel von Vater, Sohn, Geist. (Geist über den Wassern / Schöpfer GottVater / GottesSohn: wahrer Mensch) Henning benennt: „eine seinen Hintergründen abgeschaute „christologische“ Form“: Selbstbewegung des Geistes, seine Selbstentäußerung und sein Zurückkommen zu sich selbst. : Die Formel von der Selbstbewegung lässt sich freilich auch auf die Bewegung des Geldes als Kapital anwenden. Hegel bringt das erste mal (franz./engl.) ökonomisches Denken in die deutsche Philosophie, zumindest in Grundzügen.


Marx schlägt eine Brücke von der Philosophie zur Wissenschaft, nimmt seine Anregungen aus der klassischen Philosophie, und aus dem damaligen aktuellen Geschehen. Er beginnt mit der Entwicklung seiner ökonomischen Ideen nicht gänzlich von vorne.
Marx Religionskritik bezieht sich (nach Henning) auf den „theologischen Beweismodus“ (außerhalb der Theologie), nicht auf die Theologie selbst.
An diesem Punkt hakt Richard ein und spricht sich für eine stärkere Interpretation der Marxschen Religionskritik aus. Die Religion ist für Marx eine Illusion und an einigen Stellen wird deutlich, dass Marx Theologie als abgetan betrachtet.
Hierzu gehen wir auf eine Stelle In der Kritik der Hegelischen Rechtsphilosophie, Einleitung S. 389 ein.

Mike bezieht sich (in Antwort auf Richards Interpretation) auf Henning, der keine Gründe für eine scharfe Religionskritik bei Marx sieht. Marx ist weit davon entfernt, einen religiösen Feldzug zu führen. Außerdem trennt Marx deutlich Religion und Staat, die Religion wird sozusagen Privatsache. Es wird zwischen einem Religiösen Menschen und einem Politischen Menschen unterschieden. Um den Unterschied deutlich zu machen, wendet Mike unsere Aufmerksamkeit in die USA, wo wir (in jüngster Vergangenheit) eine Vermischung von Religion und Politik beobachten konnten.

Richard ist von dieser Sichtweise der Religionskritik nicht überzeugt. Uli sieht hier vielleicht keinen Widerspruch und zitiert Henning S.386 „Religion um ihrer Selbstwillen war ihm egal.“

Mike: Kurzer Exkurs Marx

Marx beginnt mit der Religionskritik und endet in der Emanzipation des Menschen. Danach beginnt er die Revolutionsprogrammatik und 1848 wird dies im Kommunistischen Manifest veröffentlicht. Danach entdeckt er die Englischen Moralphilosophen/“Political Economy“.
Henning: Marx kritisiert nur den Heiligenschein, der die Kapitalistische Welt umgibt, Religion oder das Wesen der Religion werden nicht primär kritisiert. Das Unverständnis ökonomischer Geschehnisse bewirkt, dass man sich dem Kapitalismus religionsartig unterwirft. Obwohl dies nicht ein verehrenswerter Gegenstand ist. Dies ist die Grundlage der Religionskritik von Marx – und führt über Religionskritik hinaus.

Einige trafen sich am 19. Okt 2006

Kurzprotokoll1 henning/MARX+100>
> Die erste Sitzung : uli / mike / daniel / anna / b> Uli hatte mike auf den text angesprochen. Beide haben in den 70 /> 80gern intensiv KAPITAL gelesen. Anna hat dies gerade in einersummer> school gemacht. Uli spricht das doppelproblem an: Henning setze a)> KAPITAL-Kenntnis voraus b) sein KAPITAL-Lesen erscheint als> problemlos.> (Fragen zu den Inhalten der Marxschen Kritik der pol. Ök sind> jederzeit im Seminar zugelassen; empfohlen etwa zur Einführung: Lohn,Preis und Profit – freilich eine frühe und unfertige Stufe derMarxschen Theorie)> > Es möge jeweils ein Protokoll> angefertigt werden!> >

Hennings Darstellung von „Marx´ Religionskritik“ siehe 362 ff wird am9.Nov behandelt.> > Wer übernimmt den Teil 2.3 „Marx in der ökonomischen> Theorie“?> >

Weitere Themen (Reihenfolge auch veränderbar)> Marx in der (deutschen) Soziologie> Lukacs: mystische Praxis> Heidegger und ein verphilosophieren marxscher themen> > Kritische theorie – die anfänge> Dto – fortsetzung(en) bei habermas> SOVIEL FÜRS ERSTE > & wenn wir bei heidegger sind, wird weiteres vorgehn festgelegt> >

Inhaltlich skizziert mike angesichts des „Kernpunkts I“> (Reproduktionsschemata vom Ende KAPTAL bd. II) den Beginn von> KAPITAL> bd. I : ungeheure Warensammlung / Grundstufe: Austauschverhältnis> kapitalistisch hergestellter Waren: Wertform / Wertsubstanz:> formbestimmte gesellschaftliche Arbeit/ Wertgröße> Anwendung dieser 3 Aspekte des WERTS auf menschliche Arbeitskraft> als> „Ware 2ter Stufe“: der Wert der Ware Arbeitskraft (AK) löst sich auf> in> die Summe der zur reproduktion der ak verwandten Waren der> Grundstufe,> der „Lebens-Mittel“-Waren (Lm). Deren Umfang wird in Kämpfen> durchgesetzt. > Diese Analyse der Ware (höherer Stufe) Arbeitskraft ermöglicht die> lösung des „mehrwerträtsels“: wenn die Arbeitszeit länger ist als> die> (zur herstellung der Lm) notwendige Arbeitszeit (AZ), produzieren> lohnarbeiter nicht nur waren, sondern mehrwert (m). die über die> notwendige AZ hinausgehende Arbeit ist „Mehrarbeitszeit“. Diese wird> angeeignet (in verschiedenen Weisen) durch die (die AK von> Lohnarbeitern) – wie ein Rohstoffvorkommen- „ausbeutenden“ Klassen.> Direkter Gegenpart ist der Unternehmer als „produktiver Kapitalist“.> Sie/Er leiht sich ak gegen ein lohnversprechen, Grund gegen Rente,> Geld> (zum Kauf schon industriell produzierter Produktionsmittel Pm) gegen> Zins. Diese drei formen von einkommen (engl. revenue) scheinen nun> dem> jeweiligen eigentum, drei dinglichen quellen/fetischen zu> entspringen.> Sparkasse KN: „bei uns arbeitet ihr geld für sie“ – auf der> oberfläche> ist die wert – und mehrwertsubstanz in einer „eigentümer-religion“> des> kapitalistischen alltags versteckt. Krisen machen freilich klar,> dass> die revenuequellen nur im zusammenhang gesellschaftlicher arbeit> sprudeln. Und dieser zusammenhang und seine krisen sind auch in den> repro-schemata thema.> > Offenbar sind die KERNPUNKTE sehr frei gewählt und fassen nicht den> Argumentationsgang der Marxschen Kapitalanalyse abschnittsweise> systematisch zusammen.> Angesprochen wird der Zustand des Marxschen Werks als Fragment einer> systematischen Darstellung des epochalen gegenstands: gesellschaft,> in> der kapitalistische produktionsweise herrscht. Diese scheint heute> so> umfassend zu sein wie nie. Dies lässt die verbreiteten reden von> immer> neuen „stadien“ – in denen je eigene gesetze gelten – erscheinen> als ablenkend von der zu verändernden Kernstruktur. >

Samstag, November 11, 2006

2 Jahre vor KAPITAL Bd. I / 1865 Vortrag

Seminar: Philosophie nach Marx
Kurzprotokoll der Sitzung vom 02.11.2006 von Daniel

• Formales:

Aktueller Seminarplan:
• 09.11.: Marx' Religionskritik. Referent: Mike. Text: Henning 2.6.4
• 16.11.: Fehlrezeptionen durch die Sozialdemokratie. Referat: Richard. Text: Henning 2.1.1, .2, .6
• 23.11.: Marx in der ökon. Theorie –Referent - Text: 2.3 – bitte melden!

weitere Themen (Reihenfolge veränderbar):

• Marx in der (deutschen) Soziologie. Interesse bei Anna, sofern nach dem 09.12.
• Lukacs: mystische Praxis
• Heidegger und ein Verphilosophieren Marx'scher Themen
• Kritische Theorie – die Anfänge* *Interesse angemeldet: Daniel
• Kritische Theorie – Fortsetzung(en) bei Habermas*
→ Haltestelle Heidegger: Festlegung des weiteren Vorgehens

Es haben weitere Seminarteilnehmer zu uns gefunden, auch sie werden in den eMail-Verteiler aufgenommen.
Erneute Empfehlung von Uli neben dem Seminar sich auch in Kritik der politischen Ökonomie.
Eine Einführung. Stuttgart 2004, von Michael Heinrich einzulesen. (zu bestellen auf http://www.theorie.org/ 10,- €)


• Inhalt:

Textgrundlage der Sitzung:
Der Vortrag „Lohn, Preis und Profit“ von Marx. Gehalten auf den Sitzungen des Generalrats der I.
Internationale am 20. und 27. Juni 1865.

Marx hat den Vortrag nicht selbst publiziert da das Kapital noch nicht veröffentlicht war und er verhindern wollte dass vorweg seine Theorie verballhornt bzw. verwässert wird.

Die These des Vortragenden vor Marx lautete damals, dass der Lohn sich um das Existenzminimum einpendle und dies auch so sein müsse. Gewerkschaftlicher Kampf sei daher unnötig.
Marx` eigene Theorie beginnt ab dem 6. Abschnitt. Bis dahin geht er auf die Ausführungen seines Vorredners Weston ein.

Zentrale Frage: Was ist der Wert einer Ware? Wie wird er bestimmt?

Waren werden getauscht. In quantitativen Proportionen zueinander.
Was ist Substanz aller Waren? -> Arbeit (Übereinstimmung mit bisheriger politischer Ökonomie/Ricardo)
Jedoch ist es bei Marx nicht nur Arbeit sondern gesellschaftliche Arbeit.

Waren stehen in gesellschaftlichem Verhältnis zueinander. Waren werden nicht für Bedürfnisse produziert sondern den gesellschaftlichen Tausch. Eine Ware hat für ihren Hersteller keinen Gebrauchswert. Für den Käufer ist aber der Gebrauchswert der Kaufgrund.
Der Gebrauchswert und der Wert einer Ware bilden somit einen Doppelcharakter der Ware.

Arbeit hat ebenfalls einen Doppelcharakter:
Sie besteht aus konkret nützlicher Arbeit und gesellschaftlicher Arbeit/abstrakter Arbeit.

Die abstrakte Arbeit wird von der konkreten Tätigkeit abstrahiert und der Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit betrachtet.

Das gemeinsame Dritte, der Wert (dessen Substanz die Arbeit ist) wird für den Tausch benötigt.
Wie wird der Wert nun bestimmt? Die Arbeitszeit ist das Maß.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse wirken hinter dem Rücken der Teilnehmer, sie sind nicht geplant.
Der Wert ist das Regulativ um die gesellschaftlich notwendige Arbeit auf die verschiedenen Branchen zu verteilen. Durch die Ungeplantheit der Verhältnisse entstehen jedoch Fluktuationen, etc. bis hin zu Krisen.

Nach Marx bildet die gesellschaftliche durchschnittliche Arbeitszeit den Wert.

Das notwendige Arbeitsquantum wechselt mit der Änderung innerhalb der Produktivkräfte.
Höhere Produktivkräfte -> weniger Arbeit zur Herstellung einer Ware notwendig -> weniger anteiliger Wert (und umgekehrt)

Die Konkurrenz der Produzenten sorgt für die Steigerung der Produktivkräfte und damit für die Senkung der notwendigen gesellschaftlichen Arbeitszeit. Bis dahin erzielt ein Produzent der weniger Arbeitszeit einsetzen muss einen Extra-Mehrwert.

Einfügung: Marx’ Kritik kritisiert somit in erster Linie die kapitalistische Produktionsweise

Die Erscheinungen der Waren sind nicht ohne weiteres einsehbar. Daher ist nach Marx’ Ansicht Wissenschaft überhaupt notwendig.
Geld als Ausdruck des Wertes zu bestimmen zu können ist das Ergebnis.
Solange die kapitalistische Produktionsweise besteht wird sich an der Dynamik der Produktivkräfte nichts ändern.
Weil es den Wert als gesellschaftliches Produkt gibt braucht es das Geld um die Waren austauschen zu können.

Woher kommt Mehrwert?

Arbeiter verkaufen nicht Arbeit sondern ihre Arbeitskraft. Sie wird dem Kapitalisten zur Anwendung überlassen. Arbeitskraft ist Ware die mehr Wert zusetzt als sie verbraucht, d.h. der Wert der Waren die für die Reproduktion der der Ware Arbeitskraft notwendig sind.
-> Arbeiter arbeitet über den Wert seiner notwendigen Lebensmittel (und sonstiger zur Reproduktion notwendiger Waren) hinaus.

Die Arbeitszeit eines Arbeiters besteht aus einem Teil bezahlter Arbeit (seines Lohns) und eines unbezahlten Teils (dem Mehrwert).

Die Aufdeckung des Doppelcharakters der Arbeit und die Lösung des Mehrwerträtsels sieht Marx als seine eigene wissenschaftliche Hauptleistung.

Die Ware Arbeitskraft ist imstande mehr Wert zu produzieren als deren Reproduktion erfordert. Die Reproduktion der Ware Arbeitskraft enthält nicht nur rein physische Momente (Nahrung, Hygiene, etc.) sondern auch historische, d.h. zu einer bestimmten Epoche zur Reproduktion als zugehörig empfundene. Im heutigen Europa wäre das beispielsweise ein Kühlschrank.

Immanent eingebunden in die Arbeit ist ein Element für das der Kapitalist nicht zahlt. Dies ist die Quelle des Mehrwerts.

Wenn es kapitalistische Produktionsweise gibt, so wird diese auch immer wieder reproduziert.

Begriffe wie Wert, Ware und Arbeit sind bei Marx immer gesamtgesellschaftlich gedacht. Die Aussagen sind somit über grundlegende Verhältnisse (-> Klassenverhältnisse).

In der Lohnform entsteht der Eindruck als sei die gesamte Arbeit bezahlt.

Historisch betrachtet gibt es hierbei auch Unterschiede in den verschiedenen Epochen:

Sklavenhaltergesellschaft: Sklave bekommt lediglich die zu seiner Reproduktion notwendigen Mittel bereitgestellt, keinen Lohn, höchstens Taschengeld.

Feudalgesellschaft: Fronbauer arbeitet einige Zeit für sich (d.h. seine Reproduktion), anschließend komplett für seinen Gutsherren.

Der Teil der unbezahlten Arbeit war bis hierhin noch mehr oder wenig offen einsehbar.
Jedoch waren bis zu dieser Zeit Waren- und Tauschhandel noch nicht das gesellschaftlich bestimmende Verhältnis.
(-> noch keine Waren-/Wertproduktion sondern Güterproduktion)


Übergang von Wert zu Profit

Anmerkung von Uli: Im Band I des Kapitals spricht Marx in diesem Zusammenhang nur noch von Mehrwert. Bei diesem Text sagt Marx an mancher Stelle noch Profit wo er an späterer Stelle den Mehrwert meint.

Für den Kapitalisten bedeutet der Verkauf der Ware die Realisierung des Mehrwerts. Den Mehrwert muss der industrielle Kapitalist mit anderen Figuren teilen (falls er diese Rollen nicht auch in sich vereint):

Grundbesitzer: stellt Produktionsfläche zur Verfügung -> erhält Rente

Geldverleiher: vergibt Kredite zur Investition -> erhält Zinszahlungen

Der Mehrwert besteht somit aus:

1. Industrieller/kommerzieller Profit
2. Zins
3. Rente

Zins und Rente sind somit Ergebnisse der Produktion.

Die Staatsabgaben sind hierbei (noch) nicht berücksichtigt.

Subjekte spielen bei diesen Überlegungen keine Rolle, sondern Strukturen die sich in den Handlungen der einzelnen Teilnehmer vollziehen. à Reproduktion des Systems durch die Teilnehmer selbst.

Einschub: Die Kosten für Werkzeug und Ausgangsmaterialien werden in der Produktion von Wert übertragen („Werterhaltung“ – soweit keine Änderung der üblichen Herstellung: Altwert).. Aber die gesellschaftliche Arbeit ist entscheidend für die Bildung von Mehrwert (als Teil des Neuwerts).

Erst im Austausch wird die Realisierung des Mehrwerts wirklich. Das grundlegende Verhältnis ist aber schon gleichzeitig vorhanden. Die Wertsubstanz liegt in der abstrakten Arbeit.

Der Wert entsteht nicht entweder in der Produktion oder in der Zirkulation, sondern im gesamten gesellschaftlichen Verhältnis.

Profitformen wie Zins- und Rentenentstehung sind genauso wenig naturgegeben, sondern rückführbar auf den Mehrwert.

m = Mehrwert v = variables Kapital p = Profitrate c = für Maschinen, Rohstoffe etc. vorgesehenes „konstantes“ Kapital

p = m durch (c+v) à je höher c desto weniger Profit

Es ist nicht ganz klar (und wurde bislang höchst unterschiedlich interpretiert), ob die Theorie des tendenziellen Falls der Profitrate im Band III des Kapitals von Marx als Zusammenbruchstheorie verstanden wurde.

Verkürzt dargestellt: c steigt (vergleichsweise) immer mehr an, die Profitraten sinken generell, es kommt zu Krisen.

Absolute Mehrwertproduktion: Verlängerung des Arbeitstages
Relative Mehrwertproduktion: Verbilligung der notwendigerweise eingesetzten Waren zur Reproduktion (à höhere Produktivität)

Grenzen der Produktion:

Physisches Minimum: zur Reproduktion notwendiges Minimum
Physisches Maximum: maximale Länge des Arbeitstages

Es besteht die Tendenz ungelernte Arbeit durch Maschinen zu ersetzen und gelernte Arbeit zu entwerten.
Daraus folgt eine Tendenz zum Fall der Lohnrate.
Frage von Robin inwiefern auf die Tendenz zur Freisetzung von Arbeitskräften im Text eingegangen wird à im vorliegenden Text weniger einsehbar.
Freisetzungen („industrielle Reservearmee“) schwanken zyklisch und zu unterschiedlichen Zeiten in den verschiedenen Staaten. Die historische Rezeption (der SPD 1905), d.h. Zusammenbruch des Systems durch wachsende Arbeitslosigkeit ist nicht eingetreten.

Zusammenfassend trägt Marx die für ihn als richtig erachtete Losung vor:
Abschaffung des geltenden Lohnsystems!

Freitag, November 10, 2006

Henning/Marx: Religion und Kritik

Daniel Spindler : Zur Sitzung vom 9. Nov 2006

Sonntag, Oktober 29, 2006

Ziel des blog

Austausch über die in dem Seminar "Philosophie nach Marx" - siehe Chr. Henning 2005 - entstehenden Fragen.