Samstag, Mai 23, 2009

Protokoll zur Sitzung am 18.05.09

David Odenwald 19.05.09
Universität Konstanz
Fachbereich Philosophie
HS Von Marx zu Marx


KAPITAL I, Kap. 4


Die Sitzung begann mit einem kurzen Überblick über den ersten Abschnitt des Kapitals. Wobei darauf hingewiesen wurde, dass Marx im 2. Kapitel keine Geldtheorie (aus heutiger Sicht), sondern eine (epochal aktuelle) Geldformtheorie erstellt hat.

Der zweite Abschnitt des Kapitals, der nur aus einem Kapitel - dem 4.- besteht, ist in drei Teile untergliedert.
Diese drei Teile stellen zugleich einen Dreischritt dar. Im 1. Schritt greift Marx das Alltagswissen auf. Der 2. Schritt zeigt, dass sich aus einem Wertformwechsel keine Wertgrößenänderung ergibt, und formuliert das Rätsel, woher diese dann bei einem zweifachen Wertformwechsel kommen kann. Der 3. Schritt zeigt dann das Zustandekommen der Wertgrößenänderung durch die Ausweitung des Warenbegriffs auf die Arbeitskraft.
An dieser Stelle sei auf den Text „Bemerkungen zum KAPITAL: Bd.I, Abschnitt 2“ in diesem Blog verwiesen.

Im ersten Teil, Verwandlung von Geld in Kapital, unterscheidet Marx zwischen Geld als Geld und Geld als Kapital. Im ersten Fall ist Geld ein Zirkulationsmittel: W(are)-G(eld)-W(are), genauer gesagt W1-G-W2.
Im zweiten Fall ist Geld das Produkt der Warenzirkulation: G(eld)-W(are)-G(eld) und zwar nicht im Sinne von W1-G-W2. Dies ist ein Kreislauf, der von dem Rückfluss des Geldes lebt. Sein Zweck ist der Tauschwert selbst. Seine vollständige Form ist G-W-G' (+∆G) [MEW165]. Der Mehrwert ∆G verändert die Wertgröße von G und verwandelt es in Kapital.

Im zweiten Teil, Widersprüche der allgemeinen Formel, lehnt sich Marx teilweise an Hegel an.
Die Lösung des Mehrwerträtsels wird vorbereitet durch Kauf und Verkauf von Arbeitskraft (3. Teil). Die Arbeitskraft ist eine Quelle von Wert. Sie kann nur unter zwei Bedingungen auf dem Markt als Ware erscheinen. Die 1. Bedingung ist, dass sie vom Arbeiter / von der Arbeiterin feil geboten werden, dabei ist der Arbeiter der Verkäufer und der Geldbesitzer der Käufer. Der Arbeiter kann seine Arbeitskraft jedoch nur auf Zeit verkaufen. Die 2. Bedingung ist, ArbeiterInnen müssen ihre Arbeitskraft feilbieten, da sie nichts anderes haben.



Marx schließt nun eine genauere Betrachtung der eigentümlichen Ware Arbeitskarft an. Er löst sich von der gebräuchlichen Lesart, „Arbeit“ sei eine Ware wie jede andere. Sie erhält ihr historisches und moralisches Element dadurch, dass sie verewigt werden muss. Um die Arbeitskraft zu erhalten, muss der Arbeiter nicht nur kontinuierlich arbeiten, er muss sich auch fortpflanzen. Der Wert der Arbeitskraft ist also die Summe der Lebensmittel um das arbeitende Individuum als arbeitendes Individuum in seinem normalen Lebenszustand zu erhalten und die Summe der Lebensmittel um seine Familie zu erhalten und seine Fortpflanzung zu ermöglichen [MEW185-186].

[MEW187]
Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Werts der Arbeitskraft wird gebildet durch den Wert einer Warenmasse, ohne deren tägliche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebensprozeß nicht erneuern kann, also durch den Wert der physisch unentbehrlichen Lebensmittel. Sinkt der Preis der Arbeitskraft auf diese Minimum, so sinkt er unter ihren Wert, denn sie kann sich so nur in verkümmerter Form erhalten und entwickeln. Der Wert jeder Ware ist aber bestimmt durch die Arbeitszeit, erfordert, um sie in normaler Güte zu liefern.
Um dies auszudeuten gibt es eine analoge Auflösung oder eine Auflösung mit einem moralischen Element, nach dem eine Schwächung der Arbeiterschaft auch das Kapital in Schwierigkeiten bringen kann.

Auf [MEW189] zieht Marx ein Resümee. Der Konsumtionsprozess der Arbeit ist der Produktionsprozess der Ware und gleichzeitig das Geheimnis der Plusmacherei.
Dem schließt Marx einen Abgesang auf Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit an und verwandelt dies in Freiheit, Gleichheit, Eigentum und Bentham. Da er keine Brüderlichkeit sondern Eigentum und Egoismus sieht. (Schon kurz nach der erfolgreichen Französischen Revolution, wurde aus „fraternité“ - securité)

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