Montag, Mai 18, 2009

Band I, Abschnitt II

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Bemerkungen zum KAPITAL: Bd.I, Abschnitt 2

Der ganze Abschnitt besteht ja nur aus einem Kapitel, das in drei Unterabschnitte gegliedert ist: 1. Die all­gemeine Formel des Kapitals - 2. Widersprüche der all­gemeinen Formel - 3. Kauf und Verkauf der Arbeitskraft.
In diesem "Dreischritt" liegt ein innerer Zusammenhang. Im ersten Schritt wird Alltagswissen über das Kapital aufgegriffen ("spielt täglich vor unseren Augen") und in den Kategorien, die die vorausgegangene Analyse von Waren und Geld (als Formen des Werts) bereitgestellt hat, formuliert. Im zweiten Schritt wird für die Darstellungs­voraussetzung, dass Wertformwechsel keine Wertgrößenver­änderung einschließen, argumentiert und es wird dadurch das "Rätsel" konstruiert: wie kann zweifacher Wertform­wechsel zu Wertgrößenzuwachs führen? Im dritten Schritt wird die Lösung des Mehr-Wert-Rätsels durch Ausweitung des Warenbegriffs (hier wird die Arbeitskraft neben den Industriewaren in die Analyse einbezogen) vorbereitet, die dann im 2. Unterabschnitt des 5. Kapitels "Der Ver­wertungsprozess" explizit formuliert wird.
Zentral ist MEW 23/181 und dann 184f, wozu jedoch 117 mit herangezogen werden sollte.
(2 Sitzungen und viel Diskussion! Hat Arbeitskraft Wa­renwert? Wodurch ist der Wert bestimmt? Was bedeutet es systematisch, dass die "Wertbestimmung(?) der Arbeitskraft ein historisches und moralisches Element" (MEW 23/185) enthält?)
Eine entsprechende Warnung, wie sie anlässlich des 2. Ka­pitels der Vermischung der Analyse der "ökonomischen For­men" (MEW 23/161 als Thema angeben) mit juridischer Ter­minologie galt, gilt speziell hier im 4. Kapitel (wie übrigens vorher schon, besonders im Fetisch-Kapitel) der Vermischung mit anthropologischem Vokabular. Auch die Rede von Bedürfnissen ist unserer Ansicht nach, syste­matisch betrachtet, ein Vorgriff. Die trockene Dar­stellung wird dadurch zwar "populärer", weil sozusagen menschlicher, gibt aber gerade dadurch ihre Eigenart nicht klar genug zu erkennen. Ja Marx fordert geradezu dazu auf, dass durch seine Illustration der (systematisch bestimmten) "einfachen Warenzirkulation" (hier ist die Ware Arbeitskraft nicht eingeschlossen) mit Beispielen, in denen (vorkapitalistische) Bauern und Handwerker do­minieren (in Anmerkung 6 geht es bis nach Altgriechenland zurück),für die 'Warenzirkulation ... Mittel für einen außerhalb der Zirkulation liegenden Endzweck ... Befrie­digung von Bedürfnissen' die Frage nach der "anthropolo­gischen Grundlage", nach dem (verschwiegenen) "normativen Fundament" der Marxschen Theorie aufzuwerfen. Unsere Re­konstruktion der Ökonomieanalyse kommt ohne Rede von mensch­lichen Bedürfnissen aus, vgl. aber VIII, §14 und IX, §3. Nach unserer Meinung ist auch das Eingehen auf die Familie (MEW 23/186) wieder ein Vorgriff.

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