Freitag, April 24, 2009

von Marx zu Marx 1

Universität Konstanz 22.04.09
Fachbereich Philosophie
Sommersemester 09
Hauptseminar: Von Marx zu Marx
Dozent: V.M. Roth, PD
Protokollant: Jeanette Marsteller

Protokoll zur Sitzung 1 (20/04/09)

Die Sitzung begann mit einer Eingrenzung des Seminarthemas:
Analyse und Vergleich von Karl Marx und Reinhard Marx (Erzbischof von München)
Eigentlicher Titel: „Von Marx zu Marx?“
Praktische Philosophie
Danach folgte eine Diskussion einer Rede von G. Achenbach mit dem Titel Die Wirtschaft geht zum Teufel (siehe marx101.blogspot.com)
Achenbach: - gründete eine philosophische Praxis nähe Bonn
(- „frommer Sophist“)
Die Wirtschaft geht zum Teufel:
Die meisten Leute glauben nicht (mehr) an den Teufel. Laut Achenbach ist ihm dies Recht, denn der Teufel wünscht sich, dass wir nicht an ihn glauben, da ihn dann niemand behindern wird. Stattdessen sollten wir aber vor dem Teufel auf der Hut sein. Von der Gestalt des Teufels, die Achenbach anhand der Mephisto-Darstellung bei Goethe analysiert, zieht er eine Parallele zur modernen Wirtschaft:
Teufel = Kalt, zynisch, rational, ohne moralische Skrupel
=(kapitalistische) Wirtschaft
Auch erwähnt Achenbach das Märchen von Hauff, „Kaltes Herz“, in dem ein armer Kohlenbrenner sein Herz dem Teufel gibt und dafür Erfolg und ein steinernes Herz erhält, das ihn unempfindlich gegenüber allen menschlichen Regungen macht. Analog wird geschlussfolgert, dass für wirtschaftlichen Erfolg ein Geist ohne Skrupel, ohne Gewissen, ohne Bedenken notwendig ist. Der Teufel beschafft alles, allerdings unter der Bedingung, dass man nicht nach dem „woher?“ fragen darf. Wer also beispielsweise günstige Kleidung kauft, ohne zu fragen, wer sie unter welchen (vielleicht unmenschlichen) Bedingungen hergestellt hat, ist des Teufels.
Der Teufel tritt als Verführer auf, der dem Menschen Wohlstand, Sicherheit und Macht verspricht. Er verführt sie also mit ihren ureigensten Wünschen. Hier gab es einen kurzen Exkurs zu Adam Smiths Theorie der Invisible Hand, die besagt, dass sich ein allgemeines Wohl von alleine einstellen wird, wenn nur alle ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgen. Achenbach stellt jedoch fest, dass der Teufel (und analog die Wirtschaft) nicht zur Unwahrheit oder zur Sünde verführt, wie landläufig angenommen wird. Stattdessen redet der Teufel den Menschen ein, es gäbe weder Wahrheit noch Sünde und spielt sich als Befreier der Menschen auf. Alles scheint möglich und nichts verboten. Der Erfolg ist schließlich mit den Mächtigen, wie Achenbach an einer Bibelstelle erläutert, in welcher Jesus seinen Jüngern eine Parabel über den Wucher erzählt.
Das Seminar schloss mit einigen Abschlussbetrachtungen über Karl Marx‘ Schaffen und Ansichten, so z.B.:
von Marx der Ausspruch (franz.): ich bin kein Marxist
Marx‘ spezifisch historische Betrachtungsweise (Geschichte als grundlegende Wissenschaft)
Aber was bedeutet sie? Ist epochal-geschichtliche Sicht oder allumfassende Entwicklungs-Theorie, Universalgeschichte (Motor: die Entwicklung der Produktivkräfte) - ökonomistische "Mechanik", Umwälzung des Überbaus durch die Basis gemeint?
Bezug zu Hegel, der dialektische Marx (siehe post "Rules of the Game" /Dialogregel)
Wichtige Notizen:
Protokolle werden für jede Sitzung erwünscht und sind an mike.roth@uni-konstanz.de zu schicken.
Die Protokolle werden auf marx101.blogspot.com verfügbar sein.
Lesepensum zur 2. Sitzung: 1. Abschnitt des 1. Bandes „Das Kapital“ (Marx-Engels-Werke 23)

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